Gardine

Oh, la la – comment ca va?!

Als Restaurantkritiker ist mir in Küche und Gastraum wirklich nichts mehr fremd. Ich arbeite oft auf Eigeninitiative, wenn ich ein Restaurant unter die Lupe nehme. Nicht nur Speisen werden geprüft, auch das Ambiente: Passen zum Beispiel die Jalousie in das Gesamtkonzept hinein? Stimmt Speisekarte mit dem Restaurantkonzept überein?  

Als freier Mitarbeiter kann ich mir das auch leisten. Ich biete meine Texte und Kritiken verschiedenen Zeitschriften an, dann muss man warten, ob ein Text für gut befunden wurde beziehungsweise ob das Restaurant und die Stadt gerade im Trend liegen oder einen guten Absatz versprechen- Die genauen Kriterien kenne ich nicht. Mal wird die Mühe mit einem schönen Honorar belohnt, mal bleibt die Kasse leer…

Letztens habe ich von meinem Lebensgefährten einen Tipp bekommen. In der Nähe zu Luxemburg gibt es ein schönes, rustikales Restaurant mit urigen Bistrovorhängen. Nichts wie hin, dachte ich. Ich mag die kleinen Gaststätten, die noch Charme haben, wo nicht so sehr auf Etikette geachtet wird. Da kann eine rot weiß karierte Bistro Gardine  schon mal einen Fleck haben, in Frankreich stört das niemanden, Hauptsache es schmeckt! Saubere Plissee Gardine oder lieber schmackhafte Knoblauchente, na? Da fällt doch die Entscheidung nicht mehr schwer.

Und was soll ich sagen, wow… was für eine dunkle Kaschemme! Ich musste mich überwinden, einzutreten. Da war eine fleckige Bistro Gardine noch das harmloseste. In Berlin würde das Restaurant gar nicht erst öffnen können beziehungsweise sofort wieder schließen müssen. Entweder das Gesundheitsamt brennt den Schuppen aus Hygienegründen ab oder die Gäste tun es! Aber in Frankreich ist das kein Problem. Ich habe mich an einen Tisch aus Holz gesetzt und mir dabei einen Schiefer in der Handinnenfläche eingezogen… Speisekarte war zwar übersichtlich, aber durchaus vielversprechend. Ich habe Lammhaxe, Gänseleberpastete und ein Schokodessert gegessen. Gegessen stimmt nicht, ich habe das Essen zelebriert. Noch nie in meinem ganzen Leben, habe ich so gut gespeist. Vollmundige Geschmacksexplosionen, feinste Aromen und eine perfekte Konsistenz haben mich komplett begeistert. Immer, wenn ich nun ein Muster in rot weiß sehe, muss ich französische Fenster denken und was ich in der Gaststätte für Gaumenfreuden erleben durfte.

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